„Make me smile“

Foto: Regina Artz

Die Musik dieser drei Männer müsste es auf Krankenschein geben. Als Prophylaxe oder auch als Reha-Maßnahme. Völlig egal. Würde beides helfen. Nicht von ungefähr nennen sich die Jungs ja auch „OhrWell“. Also Wellness für die Lauscher. Die gab’s Anfang November im evangelischen Matthäushaus in Bochum Weitmar-Mitte.

Von wegen: Jungs. „Das ist Musik von gestern, gespielt von alten Männern“, bringt es Julius Kanigowski auf den Punkt. Selbstironie gehört genauso zur Performance der Drei wie das Mucke machen. Und die ist einfach genial. Drei Stunden gute Laune, Gänsehaut und gastritisfreie Zone im evangelischen Matthäushaus in Bochum Weitmar-Mitte. 
Pop- und Rockmusik aus den 1960er und 1970er Jahren, musikalische Ausflüge zum Swing der 1930er, aber auch zeitgenössische deutschsprachigen Balladen. Im Klartext: Kultsongs von Bob Dylans „It's all over now baby blue” über „Dreadlock Holiday“ von 10cc, Gerry Rafferty’s “Baker Street“, Gershwins „Summertime“ oder Andreas Bouranis „Auf anderen Wegen“. 

Mit Akustik- und E-Gitarren, Saxophon, Posaune, Querflöte und Blues Harp geht das Trio Jahrhunderthits formvollendet an den Kragen. Und mit dreistimmigem Gesang. Hier werden drei gestandene Individualisten zu siamesischen Drillingen. Dabei sind Jürgen Figge, Julius Kanigowski und Ulrich Reidegeld aus Bochum keine ausgebildeten Sänger oder Musiker, sondern ambitionierte Autodidakten. „Das Schöne und Wichtige am Musizieren mit meinen Freunden ist es, nicht nur den Gleichklang und die Harmonie der Instrumente und Stimmen, sondern auch Emotionen zu erreichen. Das Musizieren vor Publikum ist, als ob man einen fremden Menschen anlächelt“, sagt der Ingenieur Dr. Ulrich Reidegeld, kurz Dr. U. genannt.

Und das Publikum lächelte dankbar zurück. Nach drei Stunden Akustik-Power und wirklich bühnenreifen Soli hatte der eine oder andere, der Bochumer Jungs, dann schon mal Rücken. „Braucht einer von Euch eine Ibuprofen?“ fragt Bandmitglied Jürgen Figge fürsorglich. „Ist hier irgendjemand im Publikum versierter Altenpfleger?“ fragte Dr. U. Was abermals bewies, dass es hier um eines geht: die Freude an dem, was man tut. Und Freude weiterzugeben. „Wir unterstützen mit unserer Musik zudem die Gemeindearbeit“, erklärte Gitarrist Julius Kanigowski. Der Erlös dieses Abends – immerhin 650 Euro – fließt in die Jugendarbeit der Gemeinde. Jetzt würde ein Make me smile von Steve Harley & Cockney Rebel nochmal gut passen.....

© Heidi Müller